Mittwoch, 13. Juni 2012

Rezension


Noch in der DDR erschienen (1988) wird als Genrebezeichnung "Wissenschaftlich-phantastischer Roman" angegeben. Wer das Buch lesen will (es ist mitunter richtig spannend) vergesse das "wissenschaftlich". Entropie kommt vor, Raumschiffe ... aber schon wenn es um "Schwarze Löcher" geht, merkt man die schwarzen Löcher im wissenschaftlichen Wissen des Autors.
Ich weiß nicht, wann das Buch geschrieben wurde, aber es war schon ein Schreck, dass in einer Welt, in der die Menschen galaktische Sprünge vollbringen, Lochkarten als "elektronische Datenträger" auftauchen.
Wer den Niedergang der Sowjetunion verstehen will, kann es, wenn er die utopische Literatur zwischen 1950 und 1970 nimmt und dann dieses Buch.. Alle Visionen einer kommunistischen Menschengemeinschaft sind verkümmert, in Bürokratie vertrocknet. Was da an Beziehungen zu den "Kolonien" angedeutet wird, lässt mich freuen, dass ich diese Zukunft nicht miterleben muss. Nicht die Menschen sind die Helden, sondern eigentlich der Superman, der sich sein Team an Spezies baut.
Auf innere Logik soll das Ganze abklopfen wer will. Rein gefühlsmäßig greift der Autor Handlungsstränge, Situationen und Zusammenhänge so aus seine Fantasie, wie er sie gerade braucht.
Da darf dann schon einmal die Hüterin der Zeit vom Drachen entführt werden und unmögliche Dinge passieren eben. Der Covertext ist der Verdrehtheit der Ideen nicht gewachsen.
Schwer zu sagen, warum mich das Werk trotzdem in einen fesselnden Lesebann geschlagen hat. Blanke Neugierde, wie sich das alles auflöst, allein kann es nicht sein. Vielleicht "Wer Märchen liebt, kommt an diesem modernen nicht vorbei?" Und irgendwie ist es ja hübsch zu lesen, wie gleichzeitig das Mädchen, das noch geboren wird, in eine Raumsonde steigt, um in eine vorausgesagte Zeitspalte zu fallen, während dieses Mädchen mit anderem Namen als viele Generationen alte Hüterin der Zeit und Priesterstochter, die sie nicht ist,  den Mann heiratet und ihm hilft, der sie in der Zukunft gerettet hat und nicht weiß, woher er sie kennt.
Also verworren, hübsch, fantastisch, mythisch ... und absolut unsozialistisch, wenn auch "Eine Welt, in der sich die Vernunft ihrer Bestimmung bewußt geworden ist, ist heilig. Leb wohl."


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